- Die Angeklagte im Gespräch mit ihrem Verteidiger.
Drei Jahre Gefängnis für Bautzener Altenpflegerin
Das Amtsgericht Bautzen hat heute eine Altenpflegerin zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie soll vom Konto eines Hundertjährigen 176.000 Euro abgehoben und das Geld für sich behalten haben. Die 63-Jährige hatte eine Vorsorgevollmacht für den damals in einem Bautzener Heim lebenden Mann.
Nachdem er im Sommer 2020 gestorben war, wollte sie nach Überzeugung des Gerichts auch an die noch verbliebenen 35.000 Euro auf seinem Konto. Der Mann, ein Freund der Familie der Angeklagten, hatte sie ins Testament als Alleinerbin eingesetzt. Dessen Sohn, der seinen Vater zu Lebzeiten nicht kannte („Es war ein Betriebsunfall“), wurde stutzig, als er von der Bautzenerin einen Anruf erhielt. Er solle doch seinen Pflichtteil ausschlagen, es sei kein Geld mehr da.
Dagegen beteuerte die Angeklagte, die vom Konto abgehobenen Beträge dem Mann gegeben zu haben Sie konnte aber nicht sagen, wofür der damals im Heim lebende Greis das ganze Geld brauchte. Und: Bei der Polizei hatte sie noch ausgesagt, dass der Hundertjährige selbst zur Bank gegangen sei und das Geld abgehoben habe.
„Was will ein Hundertjähriger mit so viel Geld jede Woche? Das nimmt Ihnen niemand ab. Wo ist das Geld?“, bohrte Richter Dirk Hertle. Die Frau im Zebrakostüm blieb stumm. Hertle sprach von einem „abgrundtiefen Vertrauensverlust“.
Der Staatsanwaltschaft hatte 25 Geldabhebungen im Zeitraum von April 2018 bis Juni 2020 angeklagt. Beträge zwischen 3.000 und 40.000 Euro flossen regelmäßig vom Konto. Mit den inzwischen verjährten Fällen kommt eine Summe von über 200.000 Euro zusammen. „Sie haben sich bereichert auf Kosten eines alten Mannes, der Ihnen das Vertrauen geschenkt hat, über sein Vermögen zu wachen“, so der Staatsanwalt.
Dagegen zeigte sich der Verteidiger von der Unschuld der Altenpflegerin überzeugt. Dass sie das Geld für sich behalten habe, dafür gebe es keine Beweise. Er forderte deshalb Freispruch.
Nach dem Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, setzte sich die Frau auf ihr Fahrrad und radelte davon.