Der SAngeklagte bestritt zum Prozessauftakt jede Beteiligung.
Erfundener Macheten-Angriff: Überraschung beim Prozessauftakt
Mit einem äußerst skurrilen Fall von einem angeblichen Macheten-Überfall beschäftigt sich derzeit das Landgericht Chemnitz. Angeklagt ist ein 38-Jähriger, der einem anderen Mann auf dessen Verlangen hin drei Finger mit der Hiebwaffe abgeschlagen haben soll. Das mutmaßliche Opfer gab bei der Polizei an, es sei aus der Neonazi-Szene und von Linksextremen überfallen worden. Doch die Ermittler stießen rasch auf Widersprüche und die Lügengeschichte flog auf.
Der mutmaßliche Helfer bestritt in seinem jetzigen Strafprozess aber eine Tatbeteiligung. Nach Darstellung des 38-Jährigen wollte der damals 29-Jährige mit der verstümmelten Hand eine Behinderung geltend machen und staatliche Hilfe kassieren. Angeklagt ist der 38-Jährige wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Nach Angaben des Gerichts ist er erheblich vorbestraft unter anderem wegen Diebstahls, Drogendelikten und Sachbeschädigung.
Als Entgelt war demnach vereinbart worden, dass der Angeklagte die abgehackte Hand behalten dürfe. Er habe sie den Ermittlungen zufolge in einem Glas einlegen wollen. Nur versehentlich habe der Machetenhieb nicht die gesamte Hand, sondern nur einige Finger abgetrennt.
Angeklagter: Opfer wollte es als Überfall von Linken fingieren
Es habe zwar eine derartige Absprache gegeben, erklärte Rechtsanwalt Patrick Schäfer zum Prozessauftakt. Sein Mandant habe dies zunächst aber nicht ernst genommen und die Bitte als „surreal“ abgetan. Nach wiederholtem Nachhaken des Mannes habe er schließlich zugestimmt und vorgeschlagen, die Tat als Unfall bei Gartenarbeiten zu verschleiern. Das angebliche Opfer habe aber vorgeschlagen, es als Überfall von Mitgliedern der linken Szene zu fingieren. Die erfundene Geschichte war auch im Telegram-Kanal der rechtsextremen Freien Sachsen verbreitet worden.
Als der damals 29-Jährige aber die linke Hand auf einen Müllcontainer gelegt habe und sein Mandant mit einer Machete habe zuschlagen sollen, habe er Skrupel bekommen und abgebrochen, schilderte dessen Verteidiger weiter. Dann habe der damals 29-Jährige die Machete genommen und selbst zugeschlagen und sich dabei Zeige-, Mittel- und Ringfinger der linken Hand abgeschlagen. Anschließend habe der Verletzte den Notruf gewählt. Die Finger warf der Angeklagte in einen Glascontainer.
Angebliches Opfer erscheint mit Handprothese, schweigt aber vor Gericht
Gegen den heute 30-Jährigen läuft noch ein Ermittlungsverfahren wegen Vortäuschens einer Straftat. Der Mann erschien auch in diesem Prozess als Zeuge, an seiner linken Hand war eine Teilprothese zu erkennen. Er machte aber von seinem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch und schwieg.
In dem Verfahren sagte auch der Polizist aus, der den Verletzten noch am Tattag im Krankenhaus befragt hatte. Dieser habe ihm gesagt, er sei früher in Nordrhein-Westfalen in der Neonazi-Szene unterwegs gewesen und erst etwa zwei Jahre vor der Tat nach Chemnitz gekommen, dort aber nicht in der rechten Szene aktiv gewesen, gab der 51-Jährige die Aussage wieder. Am 15. August 2023 sei er im Stadtpark spazieren gegangen. Plötzlich sei er von drei bis vier maskierten Männern überfallen und geschlagen worden. Dann habe er einen Schmerz in der linken Hand gespürt und die Männer seien geflüchtet. Er habe mit seinem Gürtel den Arm abgebunden und den Notarzt alarmiert.
Aber schon bei einem Blick auf die Röntgenaufnahmen seien ihm Zweifel an der Geschichte gekommen, betonte der Polizeibeamte. Auf den Bildern sei eine glatte Abtrennung zu erkennen gewesen, die mit einem Gerangel nicht zusammengepasst habe.
Für den Prozess sind zwei weitere Termine am 17. und 18. Dezember angesetzt.(dpa)